Jugend des deutschen Alpenvereins

Pokerface und Gipfelschoki

Ein Sonntag im August, 5:30 Uhr: Eine Gruppe noch halb verschlafener Jugendliche trifft sich am Heidelberger Hauptbahnhof. Doch das frühe Aufstehen sollte sich lohnen. Der Plan für die nächsten vier Tage: eine Einführung ins Mehrseillängenklettern. Dank des nagelneuen Sektionsbusses genießen wir diesmal den Luxus, ganz ohne Verspätung und Umstiege Richtung Ehrwald zu düsen, mit dem netten Nebeneffekt, dass gewisse Leute die DB ausnahmsweise nicht verteidigen müssen.

Unser Ziel: die Coburger Hütte, welche jedoch nur durch einen schweißtreibenden Zustieg zu erreichen ist. Neben einer Pause mit Zugspitzblick sorgt der Dreh erster Hochkant-Kurzvideos unter der fleißigen Mithilfe unserer Jugendleiter für gute Unterhaltung. Nach einer schnellen Stärkung und Wiederholung der MSL-Techniken fallen wir- in freudiger Erwartung, diese anzuwenden- ins Bett. Um zu unserer ersten Mehrseillänge zu gelangen, müssen wir erstmal, wie echte Bergsteiger den Weg selbst suchen. Während die einen den Einstieg der Route suchen, suchen die anderen ihre Exen. Doch in keinem Fall ist Panik nötig, so finden wir beides. Wir steigen in Zweierseilschaften in die Tour ein, wogegen Sven und Marius wie geschickte Bergziegen um uns herumkraxeln und unsere erlernten Techniken immer wieder überprüfen. So meistern wir erfolgreich unsere teils erste MSL-Tour. Bei schönem Wetter entspannen wir auf dem Gipfel und verspeisen selbstgemachte Müsliriegel(krümmel). An einen direkten Abstieg ist nicht zu denken - die Frage ist nur: Welcher Gipfel wird noch erklommen? Die Entscheidung fällt auf den Vorderen Tajakopf. Wir gelangen mit nicht nur ein bisschen Qual und Beschwerden zum Gipfelkreuz, wo uns die Aussicht den Atem raubt.

Dieses Staunen dauert allerdings nicht lange an - wir bemerken, dass das heiß ersehnte Abendessen auf der Hütte schon bald serviert werden soll. Eine neue Kraft treibt uns mit Rekordgeschwindigkeit den Berg hinunter: Hunger!!! Gerade rechtzeitig schaffen wir es zum Essen: Und was für eins! Wir können gar nicht genug von den leckeren Käsespätzle bekommen. Nach dem Essen erspart uns eine schnelle Waschaktion am See (von sowohl Klamotten als auch Menschen) eine unangenehme Nacht. Die auserwählte Tour des dritten Tages: "Pokerface". Ein Ohrwurm, der uns durch die ganze Route und darüber hinausbegleiten würde. So startet diese perfekt, nach einem kniffligen Start klettern wir mit langsam einkehrender Routine, sonnigem Wetter und bombastischer Aussicht Seillänge für Seillänge.

Diese Ruhe wird jedoch durch heftiges Nasenbluten unterbrochen. Schon bald dekortiert das Blut Fels, Seil, Standplatz, Hände und Schuhe. An Weiterklettern ist nicht mehr zu denken, doch unter vollem Körpereinsatz kommen alle Beteiligten unbeschadet am Gipfel an. An der Stelle ist die kompetente Leitung unserer Juleis hervorzuheben. Oben verwerten wir noch schnell die längst geschmolzene Gipfelschokolade mithilfe unserer Wraps. Für die Serpentinen nach unten bleibt uns diesmal mehr Zeit, sodass angeregte Gespräche entstehen und unerwartete Facetten ans Licht kommen, mit denen keiner gerechnet hätte, so gilt: „Was auf der Coburger Hütte war, bleibt auf der Coburger Hütte“. Unter Kampf mit Messer und Gabel „genießen“ wir unser Abendessen. Abgeschlossen wird der Tag mit einer Runde Karten, nur dass unsere zwei Influencer uns diesmal des Öfteren verlassen, um ihre Instaposts im Abendlicht zu kreieren. Kurz darauf rieselt der Staub der Sternschnuppennacht auf uns herab und staunend auf der Wiese liegend, werden wir langsam müde. Und so geht dieser Tag, trotz Maus im Schlafzimmer, schön zu Ende. Nach einer viel zu kurzen Nacht und einer Turbopacksession geht’s nochmal an den Fels zum Sportklettern, wobei einige sich lieber eine Abkühlung inklusive Powernap am See holen, während andere wiederum das traditionelle Klettern mit Bergstiefeln für sich entdecken. Nach einem langen Abstieg und ein wenig Wehmut, da wir die Berge nun verlassen, geht’s wieder Richtung Heidelberg. Hierbei begleitet werden wir unter anderem durch neuen Gossip und dem Song Pokerface. Was bleibt, ist ein Sonnenbrand und zahlreiche unvergessliche Eindrücke. Ein großes Dankeschön geht an unsere Jugendleiter Marius und Sven, dank euch war diese Ausfahrt überhaupt möglich!

Elisa, Emmy, Pia, Jan, Lukas und Samuel